Franz Liszt
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Regers Verhältnis zu Franz Liszt war lange Zeit zwiespältig. Die “Symphonien von Beethoven in der sehr schönen Ausgabe von Liszt” schätzte er in jungen Jahren sehr.1 Seine erste bezeugte Begegnung mit einer Originalkomposition Liszts (Tasso: lamento e trionfo) hatte Reger 1890 in einer Generalprobe, kommentierte sie jedoch nicht.2 Das Konzept der Symphonischen Dichtung lehnte er unter dem Einfluss Hugo Riemanns stehend jedenfalls ab: “[…] das Liszt-Berlioz’sche Programm mit all den Neueren Rich. Strauss, Nikodé etc ist ein im Grunde verfehltes, ein dem innersten Wesen der Musik gerade entgegengesetztes”3. Darüber hinaus habe Liszt “orgelwidrig” geschrieben (Brief vom 8. Dezember 1892 an George Augener).
Nach dem Ende seines Studiums bei Riemann vollzog Reger jedoch eine Kehrtwende: “In den letzten 2 Jahren habe ich hauptsächlich studiert – u. zwar alles, sogar Fr. Liszt, dem ja Dr. Riemann jede schöpferische Begabung abspricht, welchen Glauben und welche Ansicht ich nie geteilt habe u. auch nie teilen werde.”4 Musikalisch sah sich Reger weiterhin als “Anti-Lisztianer” (Brief vom 19. Dezember 1896 an August Doering), was u.a. zur Folge hatte, dass eine Aufführung seines Klaviertrios h-moll op. 2 bei der Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Leipzig abgelehnt wurde, da er zu wenig Verdienste um dessen Gründer habe. Dennoch bekannte er gegenüber dem Liszt-Vertrauten Alexander Wilhelm Gottschalg: “Wie sehr hatte Liszt Recht mit seinem Ausspruch: Jeder Gedanke schafft sich selbst Form! Das ist echt Liszt! Echt, die vornehme, in sich selbst gefestigte, weit u. weitschauende Natur Liszt’s! Ich beneide Sie ernstlich, daß Sie so viel Gelegenheit hatten u. den so von den Göttern begnadeten zu Ihren Freunden rechnen zu können. Sein Erbe ist leider nicht angetreten worden.” (Brief vom 3. Dezember 1899)
Auch auf dem Gebiet der Orgelmusik revidierte Reger sein früheres Urteil. So merkte er mit Blick auf seine Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 an, dass es eigentlich eine Vermessenheit sei, nach Liszts Fantasie und Fuge über das Thema B-A-C-H ein solches Werk zu schreiben (Brief vom 17. März 1900 an Bernhard Pfannstiehl). Vermutlich hängen Regers Umdenken und die Entwicklung seines eigenen modernen Orgelstils zusammen; für das Bewältigen seiner Orgelwerke schien ihm das Liszt’sche Œuvre gar eine notwendige Schule zu sein: “Allein unsere Staatsanstalten für Orgel stehen ja leider Liszt als Orgelmeister noch sehr unfreundlich gegenüber – u. Liszt muß einer gespielt haben, ehe er an meine „Elefanten“ gehen kann!”5 Vielleicht spielte hier auch Karl Straube eine Rolle, denn immerhin bat dieser ihn 1901, die Liszt’sche Legende Der heilige Franz von Paula auf den Wogen schreitend RWV Liszt-B1 für Orgel zu übertragen – eine Bearbeitung, der Reger weiter folgen lassen wollte (vgl. Liszt-Bearbeitungen Regers).
Als für sein harmonisches Denken geradezu essenziell betrachtete Reger “den Lisztschen Satz: „Auf jeden Akkord kann jeder Akkord folgen“” (Brief vom 17. Juli 1902 an Constantin Sander). Trotz der Anerkennung, die er Liszt schließlich entgegenbrachte, blieb er gegenüber dem Genre der sinfonischen Dichtung skeptisch und fand, “daß seit Brahms’ Tode unsere Komponisten immer mehr im „Sumpf“ der symphonischen Dichtung untergehen u. sogar schöne Begabungen durch dieses „Irrlicht“ zu Grunde gehen”6. Nichtsdestoweniger zierte das Modell einer Liszt-Büste Max Klingers, die er in seiner Leipziger Zeit von dem Künstler erhalten hatte, sein Arbeitszimmer.
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Franz Liszt, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_01292.html, last check: 1st November 2024.
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