Leipzig, 5th February 1911

Max Reger to Paul Gerhardt

Object type
Letter
Date
5th February 1911 (source)
Sent location
Leipzig
Source location

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Sehr geehrter Herr!
Ihren Brief habe ich erhalten; ich muß da vorerst einiges […]

Regesta
verwahrt sich gegen die Anschuldigung, gegen die Bewerbung des E. am Leipziger Konservatorium zu intrigieren • vermutet, dass ein gewisser Schüler von ihm Unwahrheiten verbreitet habe • bekundet, den E. ohnehin für zu anständig zu halten, um »Cliquengeschichten« einer Großstadt zu ertragen • empfiehlt dem E. zur Herausgabe einer Bachausgabe, um seinen Namen bekannt zu machen • verspricht, den E. für das »nordische Album« bei den Verlegern zu empfehlen
Remarks

um die Herausgabe des »Nordischen Orgelalbums« mit Werken von Carl Nielsen, Emil Sjögren etc. hatte der Verlag Wilhelm Hansen Reger im Anschluss an ein Konzert in Kopenhagen vom 15. 2. 1910 gebeten • Reger gab den Bearbeitungsauftrag - unter Vorbehalt der Schlussrevision - an den Zwickauer Organisten Paul Gerhardt weiter, mit dem es später zu urheberrechtlichen Zwistigkeiten kam • der Druck des Sammelbandes erfolgte erst nach Regers Tod

Referenced works

Publications

1.

Leipzig, Kaiser Wilhelmstraße 76
24. Mai 1911.

Sehr geehrter Herr!

Ich bedauere sehr, dass Sie Sich 1.3. umsonst zu mir bemüht haben – allein ich wußte Ihre Adresse nicht und konnte Ihnen in Folge dessen nicht abschreiben; ich lag in Folge einer schweren Erkältung mit heftigen Muskelschmerzen zu Bett. Anbei sende ich Ihnen 2 Paquete Noten; Sie sollen nun daraus auswählen ein „Nordisches Orgelalbum“ 2 Bände von je 50 Seiten; diese von Ihnen ausgewählten Stücke sollen Sie mit Vortragszeichen versehen, mit Fingerbezeichnungen, mit Manual-(I II III)bezeichnungen u. bei „schweren“ Pedalstellen auch „Fußsatz“ angeben! Sie hätten also so gegen etwas über 100 Seiten Noten zu schreiben, was ja eine leichte Arbeit ist. Als Honorar hierfür erhalten Sie 650 M; das ist ein sehr gutes Honorar für Bearbeitungen. Aber ich muß Sie dringendst bitten, Ihr Manuskript nebst den gesandten Paqueten Noten mir bis spätestens 10. July zu senden.

Das diesem Briefe beiliegende Stück von Grieg müßten Sie für Orgel bearbeiten u. dem „Album“ einverleiben! Die Stücke sollen der Schwierigkeit nach in der Reihenfolge kommen; wenn sich diese Reihenfolge der Schwierigkeit nach noch so einigermaßen mit der Reihenfolge der „Historik“ – also je nach den Geburtsdaten der verschiedenen Componisten vereinigen ließe, so wäre das sehr gut.

Das Album würde den Titel erhalten: Nordisches Orgelalbum
[beide Zeilen seitlich dreifach angestrichen:] herausgegeben
von Ihnen u. mir.

Ich hoffe sehr, daß diese Angelegenheit dazu beitragen wird, Ihren Namen in weitesten Kreisen bekannt zu machen!

Mit der Bitte um umgehendste Nachricht
Ihr
mit frdl. Gruß
ergebenster
Reger

2.

Leipzig, Kaiser Wilhelmstraße 76

Sehr geehrter Herr!

Ihren Brief habe ich erhalten; ich muß da vorerst einiges klar stellen: es ist absolut unwahr, daß ich Ihnen direkt entgegenarbeitete, als Sie Sich um eine Stellung am Leipziger Conservatorium beworben haben; ich habe bis Erhalt Ihres Briefes vom 31. Jan 1911 nicht gewußt, dass Sie Sich um eine Stellung am Konservatorium überhaupt beworben haben. Wer Ihnen da anderes erzählt hat, hat einfach gelogen; was die Äußerungen eines meiner Schüler betrifft, so muß ich ebenfalls erklären, daß Sie da belogen worden sind. Sollte ich ähnliches gesagt haben, so war das [fünffach unterstrichen:] nur in diesem Sinn zu verstehen, daß Sie in die Intriguengeschichten nicht passen u. daß Sie als Mensch viel zu anständig u. bescheiden sind, als daß Sie die Cliquengeschichten wie sie mal eine Großstadt mit sich bringt auf die Dauer aushielten. So nur durfte eine Äußerung von mir verstanden werden, wenn ich überhaupt eine solche Äußerung, wie Ihnen mein Schüler erzählt hat, gethan habe; aber für jeden Fall hab’ ich mich ganz anders ausgedrückt, als Ihnen der frühere Schüler erzählt hat, wenn ich überhaupt was gesagt habe. Ich denke, diese Angelegenheit ist klar gelegt; es wird so viel dummes Zeug gequatscht mündlich u. in der Presse.

Was nun die Bachausgabe betrifft, so meinte ich, ob Sie nicht eine solche machen könnten, damit Ihr Name mehr bekannt wird. Wie weit die Straube Ausgabe bei Peters gediehen ist, weiß ich nicht. Was das „nordische Album“ für Orgel betrifft, so werde ich den Verleger die entsprechenden Vorschläge wegen Ihnen machen. Sie erhalten sofort Nachricht, wenn ich von da Bescheid habe.

Mit frdl. Gruß
Ihr ergebenster
Reger.

Object reference

Max Reger to Paul Gerhardt, Leipzig, 5th February 1911, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006512.html, version 4.0, 18th December 2025.

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