Weiden, 22nd November 1898

Max Reger to Ernst Guder

Object type
Letter
Date
22nd November 1898 (source)
Sent location
Weiden
Source location
missing

Only known from: Copy, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. X. 1782


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Freund!
Dein letzter Brief hat mir wegen meiner Todesaanzeige viel Spaß gemacht. […]

Regesta
dementiert humorvoll seine Todesnachricht in einer Wiesbadener Zeitung: »Wer sich also schon recht gefreut hat, der hat zu früh gelacht« • berichtet, dass op. 24 [Six Morceaux], op. 26 [Sieben Fantasiestücke], »2-3 Orgelwerke op 27 a & b, op 29« bei Rob. Forberg erscheinen werden: »Der Verkauf ist abgeschlossen u. habe ich auch einiges Geld dafür erhalten« • verweist auf [Reger-Aufsatz in der Zeitschrift] Die Redenden Künste und bittet um Schilderung der Reaktionen aus Wiesbaden darauf • bittet, seine Gläubiger in Wiesbaden auszubezahlen und verspricht dafür Geldsendung • bittet den E. inständig, wegen Schuldenrückzahlung noch ein wenig Geduld zu haben • schildert seine Geldnöte, erwartet aber bald Einkünfte in Folge eines erhofften Vertrags zu weiteren Kompositionen [opp. 23 und 20 ?, WoO III/6, opp. 22 und 28] • bekundet, nur diejenigen Gläubiger bezahlen zu können, die bereits mit Klage gedroht hatten • fleht den E., auch dessen Arbeitgeber Schellenberg, der auch unter seinen Gläubigern ist, nichts von seinen Geldsorgen zu berichten
Remarks

unter op. 27 erschien schließlich die Choralphantasie »Ein’ feste Burg ist unser Gott«

Referenced works
  • Sechs Walzer op. 22
  • Four Songs op. 23
  • Six Morceaux op. 24
  • Sieben Fantasiestücke op. 26
  • Grüße an die Jugend WoO III/6

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 363–365

Wiesbadener Leben 6 (1957)

Max Reger, Briefe zwischen der Arbeit, hrsg. von Ottmar Schreiber, Bonn 1956 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Heft 3), S. 59f.

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz,
Allee 22, 22. Nov. 1898.

2.

Lieber Freund!
Dein letzter Brief hat mir wegen meiner Todesanzeige viel Spaß gemacht. Nun, Du kannst den Leuten mitteilen, daß ich mich sehr wohl befinde u. noch lange nicht daran denke zu sterben. Wer sich also schon recht gefreut hat, der hat zu früh gelacht.
In Bälde werden bei Rob. Forberg in Leipzig 2 Hefte Klavierstücke op 24, 26 u. 2–3 Orgelwerke op 27 a & b, op 29 erscheinen. Der Verkauf ist abgeschlossen u. habe ich auch einiges Geld dafür erhalten. Die Redenden Künste wirst Du wohl bestellt haben. Es sind No 7 & 8. Schreib mir mal darüber, wie die Sache im „heiligen“ Wiesbaden aufgenommen wurde. Nun habe ich eine Bitte an Dich. Ich habe in Wiesbaden noch zu bezahlen. Wolltest du nun so freundlich sein, das Geld, das ich Dir, wenn Du wolltest, sende, den Leuten zu bringen, Dir Quittung geben zu lassen u. selbe mir zu senden. Du bekommst auch noch 25 M. Nun, ist aber mein Honorar von Forberg leider nicht so groß, daß ich Dir Dein Guthaben jetzt schon geben kann; auch Dein Chef Schellenberg könnte ja noch einige Wochen warten; ich stehe nämlich noch mit anderen Verlegern in Unterhandlung u. erhältst Du u. Schellenberg dann Euer Guthaben bei meinem nächsten Honorar. Bitte lieber Freund gedulde Dich also noch ein paar Wochen! Für diesmal kann ich bloß senden Abschlagszahlungen an Leute, die mir schon mit Klage gedroht haben. Zu mehr reicht’s leider Gottes nicht, das Geld von Forberg. Bitte, sage darüber zu keinem Menschen etwas. In Bälde hoffe ich Dir Günstigeres noch schreiben zu können wegen Geldsachen.
Ich bitte Dich also um Nachricht, ob Du vielleicht so gut wärest, 6–8 Gänge zu machen, den Leuten das Geld zu geben u. mir die Quittungen zu senden. Bitte, thue das aus alter Freundschaft.
Mit Hilfe der No 7 & 8 der Redenden Künste hoffe ich jetzt meine noch übrigen Manuskripte gut zu verkaufen. Den Verkauf mit Forberg vermittelte Richard Strauss.
Bitte, schreibe mir also ob Du die Gänge machen willst, sodann sende ich das Geld an Deine Adresse Faulbrunnenstraße 13 u. gebe ich Dir dann die Liste mit im nächsten Brief, zu welchen Leuten Du das bringen sollst. Du darfst aber Schellenberg’s nichts davon sagen. Schellenberg kann ich jetzt noch nicht bezahlen. Bitte, lieber Freund, warte Du auch noch einige Zeit. Es kann nur noch ein paar Wochen dauern u. ich sende es Dir dann ganz sicher.
Bitte, gib mir Nachricht. Bitte, schreib in dem Briefe an mich nichts hinein, daß ich Dir etwas schulde! Ich habe noch Lieder [Opus 23], 2 Hefte Klavierstücke [Opera 24 und 25], vierhändige Walzer [Opus 22], Sonate für Violoncell & Pianoforte [Opus 28] u. hoffe ich damit baldigst noch mehr Geld zu erhalten. Du bekommst es dann Dein Geld direkt.
Sonst wüßte ich nichts Neues! Bitte, erfülle also mein Anliegen. Gib mir balde Nachricht, ob Du es thun willst u. sage Schellenberg’s nichts davon. An Schellenberg schreibe ich in den nächsten Tagen selbst.
Sonst geht es gut. Arbeiten thue ich viel. Es gibt immer neue Manuskripte.
In Wiesbaden werden wohl Concerte über Concerte sein! Viel schlechte Musik dabei! Nun ist’s Zeit zum Schließen, sonst kommt der Brief nicht mehr fort.
Bitte, warte Du also noch ein paar Wochen – es kann nur noch ein paar Wochen dauern u. gib mir Nachricht, ob Du die 6–8 Gänge für mich machen willst.
Die 25 M, die ich Dir noch schulde, bekommst Du dann sicher bei meinem nächsten Honorar, das ich hoffe baldigst zu bekommen. In Unterhandlung stehe ich schon.
Nun grüße mir Brückner, Cords, Schellenbergs u. bitte, schweige über den Inhalt dieses Briefes.
Mit der Bitte um baldige Nachricht

Dein
dankbarstergebenster
Max Reger.

Nicht wahr, mit Deinem Guthaben wartest Du noch ein paar Wochen. Dann erhältst Du es ganz sicher. Jetzt kann ich nicht, mit bestem Willen.

Object reference

Max Reger to Ernst Guder, Weiden, 22nd November 1898, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006321.html, last check: 11th October 2024.

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