München, 22nd March 1904

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn

Object type
Letter
Date
22nd March 1904 (source)
Sent location
München
Source location
DE,
Berlin,
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
Musikabteilung,
Mus.ep. Max Reger 178

Senders
  • Max Reger
Recipients
Lauterbach & Dr Kuhn
Leipzig
Rossstr. 18

Incipit
Meine sehr geehrten Herren!
Anbei sende ich Ihnen per eingeschriebenem […]

Regesta
übersendet »Choralbearbeitung« [Choralkantate] »O Haupt voll Blut und Wunden« [WoO V/4 Nr. 3] • »mit erdenklichster Rücksicht auf allerleichteste Ausführbarkeit« geschrieben • weitere Choralbearbeitungen zu christlichen Feiertagen sollen in den nächsten zwei Jahren folgen • ist als Orgelkomponist nun anerkannt • verlangt für Choralkantate Honorar von 100 Mark • ist für den erkrankten Begleiter von Fritz Kreisler eingesprungen • hat teilweise vom Blatt gespielt • hofft auf Versöhnung im Tantiemenstreit • erwartet dringend Korrekturen von Achtzehn Gesängen op. 75 • Vergabe der Gratisexemplare von op. 76 [Nr. 1–7] • fährt zu Konzert nach Wien • wünscht Bild von Hugo Wolf ungerahmt • Theodor Kroyer wird langen Aufsatz schreiben
Remarks

gelocht sendet am gleichen Tag per eingeschriebenes Geschäftspapier die Partitur der Bearbeitung des Chorals »O Haupt voll Blut und Wunden« (WoO V/4 Nr. 3)


Publications

Max Reger, Briefe an die Verleger Lauterbach & Kuhn. Teil 1 [1902–05], hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1993 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 12), S. 299–301

1.

[Gedruckter Briefkopf: Max Reger
München
Preysingstrasse 1bI.] München, den 22. III. 04.

Meine sehr geehrten Herren!

Anbei sende ich Ihnen per eingeschriebenem Geschäftspapier meine Bearbeitung des Chorales: „O Haupt voll Blut und Wunden“ [WoO V/4 Nr. 3]. Wie Sie sehen, ist die Sache wieder mit erdenklichster Rücksicht auf allerleichteste Ausführbarkeit u. sofortige Verständlichkeit gearbeitet. Nun kommen noch nach u. nach die entsprechenden Choralbearbeitungen zu Ostern, Pfingsten, Erntefest, Reformationsfest, so daß so bis in 2 Jahren spätestens alle die 6 — 7 oder 8 Hauptfeste der ev. Kirche mit solch Choralbearbeitungen versehen sind.
Da mein Name als Kirchen- resp Orgelkomponist doch tagtäglich wächst, u. es wohl balde nur mehr Ignoranten überlassen bleibt, auf mich als Orgelcomponisten zu schimpfen, so wird sich diese Sache für Sie für ein dauerndes gutes Verlagsunternehmen ohne jeden Zweifel erweisen, zumal ich darin meiner Gewohnheit u. meinen loyalen Gesinnungen gegen Sie treu bleibe, in dem ich Sie nie überfordern werde. Haben Sie also die Freundlichkeit, mir 100 M (Einhundert Mark) für „O Haupt voll Blut und Wunden“ gut zu schreiben.
Gestern abend (21. III.) hab’ ich im Konzert des famosen Geigers Fr. Kreisler mitgewirkt u. meinen Part bei allen mir unbekannten Sachen prima vista gemacht!
Bitte lesen Sie Allgemeine Musik-Zeitung (O. Leßmann) No 12 Seite 220 den Artikel: Die Anstalt für mus. Aufführungsrecht und die Kapellmeister“. Es scheint, daß nun endlich zum Frieden geblasen wird; thatsächlich haben auch schon einige Concertinstitute, die s. Z. die Erklärung der Gewandhausdirektion unterzeichnet haben, nun doch mit der Berliner Anstalt Verträge abgeschlossen. Mein Brief an die Herren, in welchem Briefe ich dringendst u. eindringlichst zum Frieden mahnte, scheint gewünschten Erfolg gehabt zu haben – u. so steht denn in Aussicht, daß in absehbarer Zeit alles sich in Wohlgefallen wieder findet, woran gar nicht zu zweifeln ist! Ich bitte Sie auch, den offenen Brief von Hausegger an Dr Göhler in der neuesten No der süddeutschen Monatshefte zu lesen!
Mit allergrößten Schmerzen warte ich immer auf die Korrekturen von „O wie selig“ [WoO V/4 Nr. 3] u. den 18 Liedern op 75! Wann endlich erhalte ich denn diese Korrekturen? Bitte, lassen Sie mich doch nicht so warten.
„O wie selig u. die l8 Lieder op 75 sollten doch anfangs Mai 1904 erscheinen! Haben Sie op 76 [Bd. I] an Walter Fischer, Ludw. Hess, Segnitz, Frenzel gesandt, worum ich Sie so sehr letzthin per Karte gebeten habe!?? Ich bin sehr betrübt, von Ihnen allemal ohne Antwort gelassen zu werden – denn ich zähle nicht zu jenen Komponisten, denen das Schicksal der der Welt preis gegebenen „Kinder“ egal ist.
Nochmals die dringendste Bitte von op 76 so wenig als möglich Freiexemplare auszugeben; bitte, senden Sie, wenn noch nicht gethan, an W. Fischer (Berlin S, Urbanstraße 130), R. Frenzel, Schneeberg, Königreich Sachsen, L. Hess u. E. Segnitz umgehendst je ein Exemplar von op 76 — Segnitz bitten, daß er op 76 für die Rubrik Hausmusik des „Daheim“ bespricht! Bitte, dringendst, die Gratisausgabe von op 76 dazu zu benützen, um an alle Musikzeitungen je ein Recensionsexemplar zu senden; sonst bitte, dringendst, möglichst wenig Gratisexemplare von op 76 auszugeben. Op 76 hat's nicht nötig, verschenkt zu werden.
Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich schon auf der Fahrt nach Wien; das Concert ist nächsten Sonnabend den 26. III. Nächsten Sonntag, (den 27. III.) abends 7 Uhr bin ich wieder in München; ich hoffe sehr, wenn ich nächsten Sonntag von Wien zurückkomme, dann ausführliche Nachricht von Ihnen bei mir – Preysingstraßel München – vorzufinden. Meine Frau fährt nicht mit nach Wien; deshalb bitte ich Sie die 300 M an meine Frau hierher senden zu wollen und nicht zu vergessen, die 10 M (oder 9 M 92 Pfg) für das 2. Bild von Hugo Wolf abzuziehen. (290 M 8 Pfg!)
Ich soll bei Ihnen anfragen, ob man dies Bild von Hugo Wolf auch ohne Rahmen erhalten kann! Wenn ja, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir baldmöglichst ein solches Bild ohne Rahmen besorgen wollten.
Dr Kroyer, dem op 76 ausgezeichnet gefällt, arbeitet jetzt an einem langen Aufsatz über mich, der demnächst in den Süddeutschen Monatsheften erscheinen soll!
Die 3 Exemplare der Hugo Wolf’schen Serenade 4 hd. [RWV Wolf-B5] habe ich bestens dankend erhalten.
Nun, nochmals schönsten Dank für Ihre freundlichen Wünsche zu meinem Geburtstage, herzlichste Grüe Ihnen beiden, Frau Lauterbach
von Ihrem treulichst ergebensten
Max Reger.

Object reference

Max Reger to Carl Lauterbach und Max Kuhn, Lauterbach & Kuhn, München, 22nd March 1904, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01008415.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.

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