Meiningen, 23rd July 1912
Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen
- Max Reger
Georg II.
Herzog von Sachsen-Meiningen
Durchlauchtigster Herzog! Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Für Ew. Hoheit huldvollen Brief u. huldvolle Genehmigung des Urlaubs für meine Concerte […]
- Ten songs for male voice choir op. 83
- Motet “O Tod, wie bitter bist du” op. 110 No. 3
- Römischer Triumphgesang op. 126
Max Reger, Briefwechsel mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, hrsg. von Hedwig und Erich Hermann Mueller von Asow, Weimar 1949, S. 294–297
1.
Meiningen, 23. Juli 1912
Durchlauchtigster Herzog!
Gnädigst regierender Herzog und Herr!
Für Ew. Hoheit huldvollen Brief u. huldvolle Genehmigung des Urlaubs für meine Concerte im nächsten Winter meinen unterthänigsten Dank!
Anbei finden Ew. Hoheit den gewünschten Ausweis betreff des Musikfestes; die Summen, die ich da angenommen u. angegeben habe, habe ich sämtlich lieber etwas höher geschätzt, sodaß da dann noch manches gespart wird. Z.B. der Hildburghäuser gemischte Chor wirkt nur dann mit, wenn ich noch Raum zur Aufstellung habe, was ich hoffe, daß es geht. Alle Summen wie Orchesterverstärkung, Hin- u. Rückreise der Chöre hab’ ich etwas höher angesetzt als es in Wirklichkeit ausmachen wird. Dabei bitte ich Ew. Hoheit gehorsamst, daß ich die Vorbereitungen zu dem Musikfest, alle Proben in Meiningen, Salzungen, Hildburghausen, die Leitung des ganzen Festes selbst, mein Klavierspiel beim Feste – ich übernehme alle No, bei denen Klavier gespielt wird, kurzum alles das Ehrendienst, um Ew. Hoheit eine kleine, bescheidene Freude bereiten zu können, betrachten darf, Ich bitte also unterthänigst, für mich kein Honorar in den Kostenanschlag einsetzen zu wollen.
Ich habe gestern mit Herrn Geheimrat Strupp gesprochen; die 3800 M „Landesmusikfestfonds“, die auf der Bank für Thüringen liegen, unterstehen dem Comite des 2. Meiningischen Landesmusikfestes, sodaß diese 3800 M nicht der Witwen- und Waisenpensionskasse überwiesen werden können, ehe nicht die damaligen Comitémitglieder gefragt werden. Herr Dr. Strupp machte mir nun folgenden Vorschlag, der mir sehr vernünftig erscheint,: diese 3800 M erst nach dem Musikfest 1913 im April an den Witwen- u. Waisenfonds zu überweisen so quasi als „Belohnung“ für das Orchester. Ich hoffe sehr, daß Ew. Hoheit diesem Vorschlage gnädigst zustimmen werden. – Sodann riet mir Herr Dr. Strupp noch 3 Abonnementspreise festzusetzen: 25 M, 20 M, 15 M;
25 M Abonnementspreis für die 5 Concerte 1. Rang Parkett
20 M „ „ „ „ „ 2. Rang
15 M „ „ „ „ „ 3. Rang.
Bei Bestellungen werden in I. Linie die Bestellungen auf Abonnementsbillets berücksichtigt.
Es ist so rührend von Ew. Hoheit, mich so gütig zu warnen vor Überarbeitung; darf ich Ew. Hoheit verraten, daß ich den letzten Winter so glänzend überstanden habe, daß ich beim Schlusse desselben gar nicht das Gefühl hatte, 115 Concerte absolviert zu haben – so frisch u. munter war ich. Und wenn ich wirklich mal etwas müde war – eine Nacht gesunden Schlafs bringt mich sofort wieder in die Höhe! – Entsetzen sich bitte Ew. Hoheit nicht, wenn ich unterthänigst melde, daß ich in 2 Tagen (Sonntag u. Montag) schon wieder was Neues komponiert habe: op 110 Nr. 3: Motette für 5stimmigen gemischten Chor a capella; das Werk geht heute noch in Druck. – Vielleicht erinnern Sich Ew. Hoheit noch daran, daß ich im Februar a.c. den wundervollen Text „Requiem“ von Hebbel für Mänerchor a capella komponiert habe; gestern war die Uraufführung dieses Werkes beim Schweizer eidgenössischen Sängerfest; soeben erhalte ich beiliegendes Telegramm. Die neue Motette op 110,3 hat 18 Seiten Partitur.
Wenn ich abwesend von Meiningen bin, so proben die Streicher u. die Bläser unter Leitung von Herrn Treichler u. Piening; dieses System hat sich vorigen Winter glänzend bewährt u. die Herren Piening und Treichler sind von mir genauestens instruiert! Im kommenden Oktober werden pro Tag 2 Proben gehalten, wenn ich in Meiningen bin; die Herren des Orchesters können sich glänzend „pflegen“, wenn ich auf der Eisenbahn sitze.
Hoffentlich hält die Besserung im Befinden von gnädigster Frau Baronin an; unsere besten Wünsche hiezu. – Daß Ihre Durchlaucht Frau Prinzessin Reuß Sich noch nicht erholt haben ganz u. gar, ist nicht sehr verwunderlich, nachdem mir Ew. Hoheit geschrieben haben von einer sehr schweren Operation! Ich weiß das von meiner Frau her, die vor 4 Jahren eine sehr schwere Operation durchzumachen hatte – u. heute eigentlich noch nicht ganz sich erholt hat, wenn sie sich im Allgemeinen jetzt ja einer guten Gesundheit erfreut. In solchen Fällen muß der Patient selbst am meisten Geduld haben!
Wenn ich nun von meiner Reise heimkomme, stürze ich mich mit Macht in mein op. 126: Römischer Triumphgesang für Männerchor u. Orchester.
Mit den ehrfurchtsvollsten Wünschen für Ew. Hoheit u. gnädigster Frau Baronin Wohlergehen u. Befinden
Ew. Hoheit unterthänigster Diener
Reger
(P.S.)
Beinahe hätte ich vergessen, dem jungen Herrn Baron von Saalfeld noch Folgendes auf das Allerdringendste zu empfehlen:
Anleitung zum Generalbaßspielen von Riemann (Max Hesses Verlag)
(gebunden bestellen!)
Da soll der junge Herr Baron die Choräle nach den bezifferten Bässen fleißigst spielen, nicht schriftlich ausarbeiten, sondern nach der angegebenen Bezifferung spielen! Dieses Generalbaßspielen, das heutzutage nur sehr wenige Musiker können, weil man zu oberflächlich ist, ist ein glänzendes Mittel zur Förderung der „Schlagfertigkeit im Denken betr. Harmonie!“
Beiliegenden amüsanten Brief erhielt ich vor einigen Wochen aus Nordhausen!
Kostenvoranschlag fürs 3. Meiningische Landesmusikfest
1.2.3. April 1913.
a) an Honoraren an die Solisten
Herrn Prof. Flesch 500 M
Frau Kammersängerin Anna Kaempfert 350 M
Frau Kammersängerin G. Fischer-Maretzki 350 M
Herr Kammersänger Prof. Alb. Fischer 300 M
Herr Gollanin 300 M
Herr L. Kreutzer 250 M
Herr Prof. Piening 50 M
„ Concertmeister Treichler 50 M
„ Kammervirtuos Wiebel 50 M
„ Kammervirtuos Muth 50 M
Das „Böhmische Streichquartett“ 1000 M
Summa: 3250 M
Transport: 3250 M
Orchesterverstärkung: 2700 M
Hin- u. Rückreise des Salzunger Chors 200 M ??
Hin- u. Rückreise des Hildburghäuser Chors 200 M
Reklame: 1000 M
7350 M
Die Kosten für Programmbücher werden durch den Verkauf derselben gedeckt; vielleicht, daß die Reklame noch 500 M mehr kostet; an Noten neu anzuschaffen: 700 M
an sonstigen kleineren Rechnungen 500 M
Gesamtkosten: 8550 M
–9000 M
[Handschrift des Herzogs:] Dazu kämen die Kosten des Theater’s mit allem drum und dran.
[Handschrift des Hofmarschalls:] Dem Herzog
Die Theaterkosten werden nicht sehr hoch sein vielleicht 200 bis 300 M.
Den beiden Chören wird wohl etwas Verpflegungskosten oder Taschengeld zu bewilligen sein zusammen etwa 500–1000M. Es bliebe also nur die Frage der Einnahmen.
A. 24.7.12 Schleinitz
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Max Reger to Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen, Meiningen, 23rd July 1912, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01010109.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.
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