Weiden, 10th January 1900

Max Reger to Gustav Beckmann

Object type
Letter
Date
10th January 1900 (source)
Sent location
Weiden
Source location
missing

Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 1


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Hochgeehrter Herr!
Soeben Ihren freundlichen Brief erhalten; beeile mich selben zu beantworten! […]

Regesta
freut sich, dass dem E. seine Orgelsonate op. 33 gefällt (»es ist dieses Werk mein Ausflug ins Romantische!«) • wünscht Meinung des E. betreffend einer Dissonanz im ersten Takt • übersendet seine Humoresken op. 20 • bittet um Verwendung im Unterricht und bedankt sich im Voraus für die Absicht, seine Orgelwerke aufzuführen • verspricht, sich mit einer Widmung zu revanchieren • gesteht, dass nur ein »souverän herrschender geistvoller Spieler« seine Orgelwerke beherrschen kann • erinnert an die unvollkommenen Orgeln zu Bachs Zeiten • dankt für die Absicht des E., op. 33 in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung zu besprechen • sendet weitere Notendrucke mit Bitte um Besprechung • wünscht Zusendung der Kritiken • kündigt an, dem E. in 10 Tagen wieder ein neues Werk zuzusenden • bittet um Empfehlung eines gemischten Chorvereins, der seine Volkslieder [WoO Vi/10, WoO VI/11] aufführen möchte
Remarks

Publications

Der Westen (Neuwied), 19. März 1948

1.

Weiden, 10. Jan. 1900.

2.

Hochgeehrter Herr! Soeben Ihren freundlichen Brief erhalten; beeile mich selben zu beantworten!
Dass Sonate (op. 33) Ihnen gefällt, freut mich sehr; es ist dieses Werk mein Ausflug ins Romantische!
Nun mal aufrichtig: Ist denn der Anfang gleich Takt 1 mit dem dissonierenden e im Pedal gar so arg; es ist doch nur einfache Vorausnahme; verschiedene Herren haben sich schon aufgehalten darüber! Ich finde die Stelle ganz unschuldig; bitte, sehen Sie sich Sonate genau an; Stellen, die Ihnen zuerst nicht so sehr gefallen, werden sich bei näherer „Beguckung“ auch als gut erweisen!
Mit diesem Briefe sende ich nun meine Humoresken op 20 an Sie ab, mit der Bitte, das Werk durchzusehen und beim Unterricht zu verwerten!
Besten Dank!
Nehmen Sie schon jetzt meinen herzlichsten Dank entgegen für Ihre so gütige Absicht, meine Orgelwerke studieren und aufführen zu wollen. Ich werde mich im Laufe der Zeit mit einer Dedikation eines grösseren Orgelwerkes [Opus 57] revanchieren.
Meine Orgelsachen sind schwer; es gehört sich ein über Technik souverän herrschender geistvoller Spieler dazu! Man macht mir so oft den Vorwurf, dass die Sachen so schwer sind, dass ich sogar absichtlich so schwer schriebe; gegen diesen letzteren Vorwurf habe ich nur die eine Antwort, dass keine Note zu viel drin steht! Ich bin ein extremer Fortschrittsmann; unsere moderne Orgel ist so, dass man auch etwas dafür schreiben kann! Was hat Bach von seinen nach unsern Begriffen doch unvollkommenen Orgeln verlangt! Und wir, die wir diese wunderbaren neuen Instrumente haben, wir sollten stehen bleiben!
Das Orgelspiel muss erst mal wieder zu einer grossen Kunst erhoben werden; es lag arg danieder; Sie begrüsse ich als einen Pionier auf diesem Wege freudigst.
Ist denn ganz und gar vergessen worden, dass die Orgel nicht nur Kircheninstrument ist, sondern auch Konzertinstrument ersten Ranges! Doch regt sich jetzt — Gott sei Dank — schon überall mehr und mehr wieder die alte herrliche Orgelkunst!
Für Ihre gütige Absicht Sonate op. 33 in Rheinisch-Westfäl. Zeitung besprechen zu wollen, sage ich Ihnen jetzt schon herzlichsten Dank! Wollten Sie nicht auch meine opera 27, 29 und 30 besprechen sowie op. 20, das ich mit diesem Briefe an Sie sende! Ich freue mich schon sehr darauf und bitte um gütige Zusendung der Kritiken!
In einigen Tagen (10 Tagen) kann ich Ihnen wieder etwas Neues senden! Wissen Sie nicht einen gemischten Chorverein, der gelegentlich meine Volkslieder für gemischten Chor à capella [WoO VI/10 und VI/11] singen würde? (Aibl) Bitte um Adresse des Dirigenten!
Nun nochmals herzlichsten Dank im Voraus u. besten Gruss Ihres
hochachtungsvollst ergebensten Max Reger
Bitte, erfreuen Sie mich bald wieder mit Brief.
Habe soeben Herrn Forberg (Verlag Leipzig) gebeten, Ihnen mein op. 29 zuzusenden. Dass Sie ein vorzüglicher Interpret meiner Orgelsachen sind resp. werden, weiss ich jetzt schon und freue mich ungemein, dass auch Sie Sich meiner „Verbrechen“ annehmen wollen. Besten Dank im Voraus! Und ich revanchiere mich mit einer Dedikation [Opus 57]!

Object reference

Max Reger to Gustav Beckmann, Weiden, 10th January 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000079.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.

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