Weiden, 26th December 1900

Max Reger to Wilhelm Lamping

Object type
Letter
Date
26th December 1900 (source)
Sent location
Weiden
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Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Sehr geehrter Herr!
Nun muß ich wegen meines langen Schweigens um Entschuldigung […]

Regesta
berichtet von erfolgreicher Aufführung seiner Violinsonate op. 41 in München • gratuliert zur Verlobung • erklärt, dass es zur Bearbeitung von Bachs Orgelwerken zwei Wege gäbe • bekundet, die Bach’sche Polyphonie zu erhalten und darauf zu achten, »die Mittelstimmen nicht zu „vergewaltigen“« • dankt für Empfehlung seiner Bach’schen Choralvorspiele [Bach-B4], hofft auf baldige zweite Auflage • verspricht die Zusendung von op. 32 • bedauert, von anderen gewünschten Stücken keine Freiexemplare mehr zu besitzen • empfiehlt die Walzer op. 22 und die Cinq pieces pittoresques op. 34 für Klavier vierhändig • weist auf einen kleinen Witz in op. 34 hin • zollt dem Arion-Chor des E. Respekt, da sich dieser an Verlorenes Lieb [Nr. 7 aus den Neun ausgewählten Volksliedern WoO VI/7] wage, zumal dieses »sozusagen das schwerste von meinen Volksliedern« wäre • bittet den E., sich mit dem Chor auch op. 38 vorzunehmen • wird bald an einem Orchesterwerk sowie an einem Klavierquintett arbeiten • veröffentlicht auch in Zeitungen, »weil dadurch das Neue doch auch ein bißchen unter die Leute kommt« • sendet Wünsche zum Jahreswechsel
Remarks
Referenced works

Publications

Max Reger, Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, hrsg. von Else von Hase-Koehler, Leipzig 1928, S. 79

1.

Weiden, bayerische Oberpfalz,
Allee 22, 26. Dez. 1900.

Sehr geehrter Herr!

Nun muß ich wegen meines langen Schweigens um Entschuldigung bitten; allein ich hatte so viel zu thun! Ich spielte am 11. Dec. in München mein Op 41 (Sonate Adur für Violine & Pianoforte) u. zwar mit ausgezeichneter Aufnahme seitens der Kritik. Nach hier zurückgekehrt, gab es natürlich wieder [illegible]ute Arbeit, u. so kam ich erst heut dazu Ihnen zu schreiben u. recht zu Ihrer Verlobung, für deren freundliche Anzeige ich hiermit [illegible] danke, herzlichst zu gratulieren. Also Glück auf.

Nun zu Ihrem letzten Briefe: Sie haben Recht, es gibt da zwei Wege der Bearbeitung Bach’scher Orgelsachen für Klavier. Ich halte wie Sie den Weg, die Bach’sche Polyphonie zu erhalten d.h. besonders die Mittelstimmen nicht zu „vergewaltigen“ entschieden für den besseren; allerdings wird die Sache dadurch wesentlich schwerer. Dafür, daß Sie meine Sammlung der Bach’schen Choralvorspiele [Bach-B4] recht sehr kräftigst empfehlen wollten, meinen besten Dank; es würde mich sehr freuen, wenn wir da recht balde eine 2. Auflage erhalten, u. bitte Sie nochmals um recht viele Empfehlung.

In den nächsten Tagen (morgen) werde ich mein op 32 an Sie absenden, von dem ich soeben noch ein altes Exemplar gefunden habe. Dagegen besitze ich von meinen anderen Klaviersachen Op 36 Bunte Blätter, u. op 45 Sechs Intermezzi leider keines mehr, u. würde es mich sehr freuen, wenn Sie Sich dieselben zulegen würden.

Zum 4 händig Spielen empfehle ich Ihnen meine Walzer op 22 (bitte vierhändig verlangen) u. Op 34 Cinq Pieces pittoresques (Alles bei Aibl)

In op 34 ist in No 4 ein kleiner Witz im Takt, indem Primo am Schlusse 5 Takte spielt u. 1 Takt der Sekundo.

Verlorenes Lieb [WoO VI/7 Nr. 7], das Ihr Arion singt, ist ja sozusagen das Schwerste von meinen Volksliedern! Wie stark ist der Chor? Das interessiert mich. Bravo! Dann werden sich ja Ihre Sänger leicht thun, wenn Sie demnächst ein anderes Volkslied machen. Üben Sie schon daran? Bitte Op 38 nicht zu vergessen; ich denke, es sind da Chöre, die sich ganz gut machen.

Das Orchester kommt balde heran. Zuerst noch ein Quintett (Pianoforte u. Streichquartett).

Für Zeitschriften schreib ich insofern nicht ungerne, weil dadurch das Thema doch auch ein bißchen unter die Leute kommt; außerdem werde ich ja ganz nett honoriert dafür. Man kann ja „ausruhen“ dabei.

Nehmen Sie nun zum Jahreswechsel noch meine besten Glückwünsche entgegen u. mit nochmaliger herzlichster Gratulation zur Verlobung u. Bitte um recht baldige freundliche Nachricht

Ihr
mit
bestem Gruß
ergebenster
Max Reger.

Mein Op 32 sende ich morgen an Sie ab.

Object reference

Max Reger to Wilhelm Lamping, Weiden, 26th December 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000187.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.

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