Wiesbaden, 23rd January 1895
Max Reger to Anton A. Gloetzner
Washington (D.C.),
Library of Congress,
Music Division,
ML 95, R44
- Max Reger
Mein lieber sehr verehrter Herr Glöetzner!
Entschuldigen Sie, daß ich bis jetzt […]
die Klavierbearbeitung von Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-moll (Bach-B1 Nr. 1) sowie die Vierhändig-Bearbeitung von Präludium und Fuge e-moll (Bach-B1 Nr. 2) erschienen im Juli 1895 bei Augener; die Orgelsuite op. 16 erschien im März 1896, ebenfalls bei Augener
- Ausgewählte Orgelwerke Bach-B1
- Ausgewählte Orgelwerke Bach-B2
- Sieben Walzer op. 11
- Lose Blätter op. 13
- Trio h-moll op. 2
- Suite in E minor op. 16
- Five Duets op. 14
- Ten Songs op. 15
- Five Songs op. 12
Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 225f.
Jurriaan Harold Meyer, Max Reger. Rezeption in Amerika. „Die amerikanischen Ohren sind doch etwa so gebaut wie die deutschen“, Bonn 1992 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 11), S. 141–143
1.
Wiesbaden 23. Jan. 1895]
Mein lieber sehr verehrter Herr Glöetzner!
Entschuldigen Sie, daß ich bis jetzt nicht auf Ihren liebenswürdigen Brief geantwortet. Allein eben der Zeitmangel. Und so sende ich wohl zwar etwas verspätet Ihnen nachträglich noch zu Neujahr 1895 Ihnen u. den Ihrigen die besten Glückwünsche.
Leider, leider ist Augener nicht geneigt Ihre Klavierstücke zu drucken, obwohl ich sie ihm so sehr empfohlen hatte. Es ist das geschehen, weil ihm ein gewisser Herr C. Laubach, der die Kritiken schreibt für Record – u. also so sehr abgeraten hat. Was nun das musikalische Urteil dieses Herrn C. Laubach anbetrifft, so halte ich den Herrn für ein elendstes "Schaf". Wenn einer bei den Dreckschmierereien eines Reinecke in Lobkrämpfe verfallen kann, so spricht er sich damit selbst sein Urteil. Also seien wir stolz darauf, daß Herr Laubach – vulgo "Schaf" die Klavierstücke ungünstig beurteilt hat. Augener hat an Sie schon geschrieben. Und haben Sie bitte die Güte an Augener per Karte zu schreiben, daß er mir das Manuskript der Klavierstücke schickt. Ich werde dann sehen, daß ich andere Verleger dafür interessiere. Ferner was den Herrn von der Stucken anbetrifft, so scheint dies ja ein sehr von sich selbst überzogener Mensch zu sein. Ja, ja, so sind diese Herren Hochweisen, die das Wohl u. Wehe der Musik entscheidenden Dummheitsautoritäten, wie wir leider auch genug in Deutschland haben. Allein die Geschichte zermalmt doch nur solch erbärmliche Knirpse, die sich so hoch u. mächtig dünken.
Was in den Zeitungen zusammengeschmiert wird u. zwar in Fachblättern ist einfach, um junge Hunde zu werfen. Schade, daß ich keine Hündin bin, ich hätte schon mindestens unzähligen Möpsen das Leben gegeben, aus innerster Befriedigung über das Gequatsche der Federfuchser. Es klingt oft rein unglaublich, was man da liest.
Kritiken über mein Trio. Ja, es hat’s ja bis jetzt noch keiner aufgeführt. Und da ist bloß der Artikel in No 43 u. 45 (Jahrgang 1894 des Musikalischen Wochenblattes, Redakt. E. Fritzsch, Leipzig, Königstr. 6) „Max Reger u. seine Erstlingswerke“ von Arth. Smolian verwendbar u. ich selber habe leider kein Exemplar mehr davon.
Der Herr möchte sich doch die Sache selbst mal ansehen.
Bei Augener werde ich nächstens herausgeben:
J. S. Bach Toccata & Fuge D moll (dorisch) ist aber nicht dorisch)
für Piano zum Konzertvortrag bearbeitet [Bach-B1 Nr. 1]
von Max Reger
Ferner dieselbe Toccata & Fuge (D moll) u. Präludium & Fuge D dur
(Thema der Fuge
für Piano zu 4 Händen bearbeitet. [Bach-B2 Nr. 2] E. d’Albert schrieb mir diese Fuge eine brillante Empfehlung dafür.
Mittlerweile sind erschienen neu: op 14 (5 Duette)
op 15 (10 Lieder)
Als op 16 folgt Suite für Orgel.
Bitte schaffen Sie sich mein op 11 u. 12 nicht an, das ist Dreckzeug – nichts weiter.
Haben Sie auch besten Dank dafür, daß Sie meine vierhändigen Sachen weiter spielen u. wenn Sie eine Aufführung meines Trios in Boston ermöglichen könnten. Ich werde Ihre Klavierstücke zunächst an Arthur P. Schmid (Leipzig) Boston senden u. bitte Sie an Augener Karte zu schreiben, sonst schickt mir der das Manuskript nicht
Entschuldigen Sie bitte meine Schrift – allein ich habe so sehr wenig Zeit – daß ich schmieren muß.
Mit den besten Grüßen an Sie u. die Ihrigen
Ihr
ergebenster
Max Reger
Wiesbaden.
Germany.
Schreiben Sie bald Karte an Augener, damit ich das Manuskript erhalte. Entschuldigen Sie bitte Schrift.
Object reference
Max Reger to Anton A. Gloetzner, Wiesbaden, 23rd January 1895, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006530.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.
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