Weiden, 13th October 1899

Max Reger to Anton A. Gloetzner

Object type
Letter
Date
13th October 1899 (source)
Sent location
Weiden
Source location
US,
Washington (D.C.),
Library of Congress,
Music Division,
ML 95. R44

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Lieber Herr Gloetzner!
Erst heute komme ich dazu Ihnen zu danken für Ihren […]

Regesta
dankt für Interesse an seinen Werken • bittet um Aufführung der Cellosonate op. 28 • informiert über das Erscheinen der »Klavierstücke« [Bunte Blätter] op. 37 [recte: op. 36] • bittet den E. um Annahme der Widmung • bittet, sich um Verbreitung seiner Werke in Amerika zu bemühen • bedauert, wegen Arbeitsüberlastung keine Zeit zur Abschrift der Orgelsonate des E. zu haben • fragt nach, wo weitere angekündigte Lieder bleiben • empfiehlt für die Irischen Lieder des E. John Bernhoff als Übersetzer • beschwert sich über den Verlag Schirmer, der die Irischen Lieder nicht annahm • rät insgesamt ab, bei Breitkopf & Härtel zu drucken: »Die drucken nämlich so schauerlich viel, daß es unmöglich ist, daß sie ihren Sachen [...] Aufmerksamkeit zuwenden können!« • gratuliert zur silbernen Hochzeit • klagt über – seiner Meinung nach – inkompetente Urteile zu seinen Werken • nennt dabei Hugo Becker, der bei der ihm gewidmeten Cellosonate op. 28 behauptet habe, »daß die Cellostimme oft harmonisch nicht zum Klavier« passe • klagt, dass Hugo Becker das Werk nicht spielen wird • bittet den E., die Cellosonate zu spielen und sich in Amerika auch für die Verbreitung der [Neun ausgewählten] Volkslieder für Männerchor [WoO VI/7] zu bemühen • übersendet den Druck der Zwei Geistlichen Gesänge op. 19 • berichtet vom guten Gesundheitszustand von Gloetzners Vater • berichtet vom Bau einer neuen Kirche [kath. Pfarrkirche St. Josef] in Weiden • befürchtet, dass das Geld dort zu einer guten Orgel nicht reichen wird: »Da bin ich sehr anspruchsvoll! Ich verlange einfach 3 Manuale in meinen Kompositionen« • kündigt das Erscheinen der Orgelsonate op. 33 an • informiert über die Vollendung der Choralphantasie über »Wie schön leucht’t uns der Morgenstern« op. 40 [später op. 40 Nr. 1] • berichtet, wegen seiner Orgelphantasien bisweilen »für Protestant« gehalten worden zu sein • informiert über Rezensionen seiner Orgelwerke in der Zeitschrift Urania, im Kunstwart etc. • klagt etwas über die niedrigen Honorare und den kommerziellen Erfolg von Operettenmusik • berichtet vom Auftrag zu einem großen Werk für Chor und Orchester für das Niederrheinische Festspiel [Fünf Stücke zu »Castra vetera«; WoO V/1 sowie Carmen saeculare WoO V/2] sowie zu einem Orgelalbum [WoO IV/6] • bedauert, für eine Schülerin des E. niemand in Jena empfehlen zu können
Remarks

die Orgelsonate op. 33 erschien im Januar 1900 bei Aibl; die Choralphantasie über „Wie schön leucht’t uns der Morgenstern« op. 40 Nr. 1 wurde im Mai 1900 zusammen mit der zweiten Choralphantasie über »Straf’ mich nicht in Deinem Zorn« op. 40 Nr. 2 ebenfalls bei Aibl gedruckt; für das Niederrheinische Festspiel in Wesel schrieb Reger die Fünf Stücke zu Castra vetera (WoO V/1)

Referenced works

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 442–445

Jurriaan Harold Meyer, Max Reger. Rezeption in Amerika. „Die amerikanischen Ohren sind doch etwa so gebaut wie die deutschen“, Bonn 1992 (= Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts, Bd. 11), S. 148–151

1.

Weiden, Oberpfalz, Bayern, Allee 22, 13. Okt. 99.

Lieber Herr Gloetzner!
[…]
Zu Ihrer silbernen Hochzeit sende ich Ihnen nachträglich meine herzlichsten Glückwünsche! Ich wußte es wirklich nicht, sonst hätte schon geschrieben. Also Glück auf zur goldnen u. diamant’nen Hochzeit!
Oft u. oft muß ich mich amüsieren über unsere deutschen Musiker! Da sieht man so recht, diejenigen, die mal in den Port einer staatlichen Stellung eingelaufen sind, bekümmern sich meist um Neuerscheinungen fast gar nicht, stehen selben fast immer feindlich gegenüber. Welche Urtheile ich da von den Herren über meine Chopinstudien [Chopin-B1] erhielt; es war zum Radschlagen. Über Cellosonate [op. 28] schrieb Hugo Becker, dem das Werk gewidmet ist, daß die Cellostimme oft harmonisch nicht zum Klavier paßte! Na, ich sah mir darauf hin das Werk nochmals an u. fand nicht eine einzige Stelle, wo das Cello nicht harmonisch zum Klavier paßte! Welche vormärzlichen Begriffe von Harmonik muß der Herr haben! Augenscheinlich haben für denselben Bach, Wagner, u. Brahms umsonst gelebt! Er spielt natürlich die Sonate nicht.

Mehr noch würde es mich nun freuen, wenn Sie Cellosonate spielen würden u. mir einige Kritiken sendeten; damit wäre dem Herrn der Beweis erbracht, daß das Publikum die Sonate doch ohne ernstliche Gefährdung seiner Gesundheit hören kann!
(Die amerikanischen Ohren sind doch etwa so gebaut wie die deutschen)
Nun herzlichsten Dank im Voraus!
Wie ist es mit meinen Ihnen gesandten Volksliedern für Männerchor [WoO VI/6 und/oder VI/7]! Rührt sich da nichts! Selbe werden diesen Winter in Berlin, München, Frankfurt a M, Wiesbaden, etc. gemacht. Sende mit diesem Briefe meine geistlichen Gesänge op 19 an Sie ab; vielleicht könnten Sie eine amerikanische Sängerin oder Sänger für dieselben interessieren!
Herzlichsten Dank im Voraus!
[…]

Object reference

Max Reger to Anton A. Gloetzner, Weiden, 13th October 1899, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01006532.html, version 3.1.4, 2nd May 2025.

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