Wiesbaden, 6th December 1894

Max Reger to Adalbert Lindner

Object type
Letter
Date
6th December 1894 (source)
Sent location
Wiesbaden
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Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
In Eile! Lieber Freund!
Nun soll gleich Deine Anfrage betreff des Arrangements der „Deutschen Tänze“ […]

Regesta
Arrangements der Deutschen Tänze [op. 10] sind ihm unsympathisch, traut dem Arrangeur Herrn Deutsch und dessen Orchester nichts zu; hat selber zurzeit keine Zeit, sich mit »derartigen musikalischen Handlangerarbeiten abzugeben« und würde lieber etwas Neues komponieren • in den nächsten Tagen erscheinen die Duette op. 14 und die Lieder op. 15 • empfiehlt dem E., nach Veröffentlichung von Kinderliedern in der Jugendpost auf dem Weg, musikalische Beilagen zu Zeitschriften zu schreiben, nicht weiterzugehen, »da Du Dich in die allerunglaublichsten Konzessionen einlassen müssen würdest« • empfiehlt dem E., mehr Orgelkompositionen zu schaffen
Remarks
Referenced works

Publications

Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, hrsg. von Susanne Popp, Wiesbaden 2000 (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Bd. XV), S. 221f.

1.

In Eile! Wiesbaden, 6. Dezember [1894]

Lieber Freund!
Nun soll gleich Deine Anfrage betreff des Arrangements der „Deutschen Tänze“ [op. 10] erledigt werden. Ich stehe offen gestanden dieser Sache sehr unsympathisch gegenüber; denn die Kapelle des Herrn Deutsch u. Herr Deutsch selbst sind nicht im Stande, etwas modern angehauchte Kompositionen zu spielen – wenigstens anhörbar – u. auch traue ich Herrn Deutsch nicht zu, daß er nur einen einzigen dieser Tänze mir nach Geschmack arrangieren wird. Ich selbst habe jetzt unmöglich Zeit um mich mit derartigen musikalischen Handlangerarbeiten abzugeben – u. wenn ich die Zeit hätte – so würde ich selbst meine Deutschen Tänze lassen wie sie sind – u. lieber etwas neues schreiben. In den nächsten Tagen werden meine Duette op 14 und die Lieder op 15 erscheinen.
Heute erhielt ich Brief von zu Hause, daß Deine Kinderlieder in der Jugendpost gedruckt werden – das ist ja famos – allein ich rate Dir nicht auf diesem Wege – wohlverstanden nur als Komponist für Grüninger zu arbeiten – weiterzugehen – da Du Dich in die allerunglaublichsten Konzessionen einlassen müssen würdest – denn das so unglaublich seichte Lesepublikum dieser Zeitung alias Backfischunterhaltungsblatt verlangt nur so angenehm beim Kaffee Musik zu genießen.
Also wenn Grüninger recht viel Kompositionen haben will – Vorsicht – u. Vorsicht. In den Augen der wirklich verständnisvollen Künstler ist ein Komponist sehr sehr schnell verurteilt. Du sollst Dich über die Sache, daß Grüninger die Sachen druckt nur freuen, selbstverständlich, – aber allmählich auch an höhere Ziele denken.
Vor allem würde ich mich mehr der Orgelcomposition widmen; Du hast ja als Organist die beste Gelegenheit dazu, die Sachen nachher alle praktisch selbst zu versuchen.
Heute ist hier großer Trubel hier. Der sogenannte Andreasmarkt, so eine alte nassauische Volkssitte.
Zu Weihnachten wünsche ich Dir u. Deiner Familie „Festesfreude“ u. schließe gleich meine Neujahrswünsche an, da ich vorher doch nicht mehr zum Schreiben komme.

Mit bestem Gruß an Dich und die
Deinigen
Dein
Max Reger.

Object reference

Max Reger to Adalbert Lindner, Wiesbaden, 6th December 1894, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007903.html, version 3.1.4, 11th April 2025.

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