Weiden, 18th April 1901

Max Reger to Theodor Kroyer

Object type
Letter
Date
18th April 1901 (source)
Sent location
Weiden
Source location
DE,
Regensburg,
Staatliche Bibliothek Regensburg,
IP/4Art.714

Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Sehr geehrter Herr Dr!
Verbindlichsten Dank für Ihre freundliche Karte; hoffentlich […]

Regesta
übersendet Intermezzi op. 45 für Klavier, Bunte Blätter op. 36 für Klavier, Sieben Lieder op. 48 und Madrigalbearbeitungen für Männerchor [Madrigale-B2] • hat soeben Fünfzehn Lieder op. 55 vollendet und sammelt Texte für weitere [op. 62] • kündigt Arbeit an einer großen Symphonische Phantasie und Fuge für Orgel op. 57 an • äußert sich ausführlich über die Lieder op. 48, die noch Abhängigkeit von Brahms zeigen, welche aber in seinen Liedern op. 51 überwunden sei • bittet um Besprechung • bewundert Brahms weiterhin, wie er auch Richard Strauss gelten lässt • »Ich bekenne mich zu keiner musikalischen Partei – nehme dankbarst u. freudigst das Schöne, woher es eben kommt« • bittet den E. um Übersendung aller Besprechungen, da die Geldmittel für ein Abonnement der Allgemeinen Zeitung nicht reichen • sagt Übersendung von op. 49 [Klarinettensonaten], 50 [Violinromanzen], 52 [Choralphantasien], 53 [Silhouetten für Klavier] sogleich nach Erscheinen zu
Remarks

Publications

Agnes Michalak, Max Reger Charakterstücke für Klavier zu zwei Händen, Karlsbad 2007, S. 105

1.

Weiden, Oberpfalz
Allee 22,
18. IV. 01.

2.

Sehr geehrter Herr Dr!
Verbindlichsten Dank für Ihre freundliche Karte; hoffentlich war Ihre wissenschaftliche (Archiv-)Reise recht erfolgreich!
Mit lebhaftester Freude erfüllt es mich, daß Sie die Liebenswürdigkeit haben wollen, meine Lieder Op 51 zu besprechen! Nehmen Sie hierfür schon jetzt meinen besten Dank entgegen. Ich gestatte mir, Ihnen mit diesem Briefe zu übersenden meine Opera: 45, Intermezzi für Pianoforte, op 36 Bunte Blätter, Kleine Klavierstücke, op 48 Sieben Lieder u. 12 Madrigale für Männerchor gesetzt [Madrigale-B2], welche letztere Madrigale Sie vielleicht als Historiker interessieren werden. Ich erlaube mir nun die ergebenste Bitte, die mit diesem Briefe an Sie abgehenden Noten ebenfalls freundlichst besprechen zu wollen! Doch liegt es mir vollständig ferne, Sie da zu drängen; wenn Sie mal recht viel freie Zeit haben, dann bitte die Sachen besprechen zu wollen.
Vielleicht interessiert es Sie zu hören, daß ich soeben 15 Lieder Op 55 “fix u. fertig” vollendet habe u. zu ganz neuen Liedern (vielleicht op. 60 [später: 76]) schon so 20 wundervolle Texte habe. In den allernächsten Tagen geht’s an eine große symphonische Fantasie u. Fuge (op. 57) für Orgel, nachdem ich heute die allerletzte Hand an mein Klavierquintett C moll op 56 [später: op. 64] gelegt habe.
In den Liedern op 48 ist hie und da noch so eine “Erinnerung” an meine große frühere Abhängigkeit von Brahms enthalten; ich habe selbe nun überwunden – bringe selbstredend J. Brahms – wie sonst meine größte Bewunderung entgegen, wie ich auch z.B. R. Strauß ebenso gerecht werde; ich bekenne mich zu keiner musikalischen Partei – nehme dankbarst u. freudigst das Schöne, woher es eben kommt; in den Liedern op 48 ist auch hier u. da eine durch die 6/8 Taktart ähnliche Begleitung da, welcher “Ähnlichkeit” ich – wenigstens denke ich es – aber schon in op 51 gründlichst abgeholfen habe; überhaupt ist es mein Bestreben in der Lyrik – möglichst charakteristisch bei doch absolutem Schönheitsideal!
Nun wegen der Besprechungen noch eine große Bitte, die ich bitte mir nicht übel zu nehmen!
Als Komponist von ernster Richtung, vor dem die meisten Musikanten “Grauen” haben, sodaß ich oft meinen so ideal gesinnten Verleger Aibl bewundere, bin ich natürlich nicht mit irdischen Glücksgütern gesegnet; daher kommt es, daß ich nicht auf die Allgemeine Zeitung abonniert bin, da selbe etwas theuer ist, d.h. im Hinblick auf meine Kasse! Ich habe nun hier nie Gelegenheit selbe zu lesen, da ich nie ein Restaurant besuche; – – zwar habe ich mir Ihre Besprechungen über die größeren Concerte durch einen Freund verschafft, selbe mit größtem Interesse gelesen – nun, der langen Rede kurzer Sinn ist, daß ich Sie ergebenst bitte, mir allemal Ihre freundlichen Besprechungen unter Couvert zuzusenden! Nehmen Sie mir, bitte diese meine Dreistigkeit nicht übel u. nehmen Sie im Voraus verbindlichsten Dank für Ihre Liebenswürdigkeit u. Mühe entgegen.
Nun die besten Grüße

Ihres
mit vorzüglichster Hochachtung
ergebensten
Max Reger.

Bitte um baldigste freundl. Nachricht ob Sie die mit diesem Briefe an Sie abgehenden Noten erhalten haben! (Es gingen mir nämlich schon mehrere Sendungen bei der Post verloren).

Meine Opera 49 I, II 50 I, II, 52 I, II, III, 53 erhalten Sie sofort nach Erscheinen! Diese Sachen sind soeben im Stich!

Object reference

Max Reger to Theodor Kroyer, Weiden, 18th April 1901, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01007143.html, last check: 11th October 2024.

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