Martha Ruben

Correspondence

Gender
female
Profession
music pedagogue
Birth
1876, [day/month unknown]
Death
1950, [day/month unknown]
MRI-Identifier
mri_pers_00179

Name
Martha Ruben
Used Name
Martha Ruben

References to Reger
    Correspondence
References to others

1.

1.1.

Martha Ruben (undatiert). – Fotoabzug im Max-Reger-Institut, Karlsruhe.
Martha Ruben (undatiert). – Fotoabzug im Max-Reger-Institut, Karlsruhe.

Martha Ruben wurde 1876 als Tochter eines Arztes in Wien geboren. Sie war eine Enkelin des Malers Christian Ruben, der 1841 zum Direktor der Prager Kunstakademie berufen wurde und von 1852 bis 1872 diese Position an der Wiener Akademie der bildenden Künste bekleidete. Die Altistin wirkte als Konzertsängerin (vertreten von dem Wiener Concertbureau Alexander Rosé) sowie als Klavier- und Gesangslehrerin in ihrer Heimatstadt. Laut der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung konnte sie “zu unseren besten Konzertsängerinnen gerechnet werden. Ihr schönes, sammetweiches Organ ist so recht geeignet, allen Stimmungen gerecht zu werden. Ihr Vortrag wird von einer Natürlichkeit und echt künstlerische[n] Ruhe und Vornehmheit beherrscht, wie man sie selten antrifft.” 1 Ein Rezensent der Linzer Tages-Post hingegen befand, “man müsste Frl. Ruben öfter hören, um sich mit dem eigenartig dunklen Timbre und dem etwas gepreßten Organe vertraut zu machen” 2. Im November 1902 gab sie gemeinsam mit Franz Bergen in Wien einen Hugo-Wolf-Abend. Martha Ruben starb 1950.


1
Zitiert nach Salzburger Volksblatt Nr. 230 vom 9. Oktober 1905, S. 4.
2
Tages-Post Nr. 248 vom 28. Oktober 1905, S. 8.

1. Reger-Bezug

Martha Ruben und Max Reger gaben erstmals am 21. November 1905 einen gemeinsamen Liederabend in München, bei dem neben Werken von Brahms und Wolf auch Lieder von Reger aus den Opera 43, 75, 76 und 88 auf dem Programm standen. In der Folge entwickelte sich ein enger persönlicher Kontakt auch zu den Eltern der Sängerin. Im Jahr 1906 verbrachte man gemeinsame Sommerferien in Prien am Chiemsee. Ausdruck der Verehrung seitens der Eltern sind Einladungen nach Wien sowie wertvolle Devotionaliengeschenke: Neben einer Haarlocke Goethes und einer Fotografie von Brahms auf dem Totenbett waren dies insbesondere ein Splitter von Beethovens Sarg, und, als größtes Heiligthum”,1Richard Wagners Totenmaske. Regers Dankesschreiben lässt tiefe Rührung erkennen: “Sie haben mich durch dieses wundervolle, in seiner Art eben einzig dastehende Geschenk zu einem [dreifach unterstrichen:] so gedemütigten Menschen gemacht! […] Verzeihen Sie, wenn ich so schlecht schreibe, aber ich bin tathsächlich so erregt, so aus allen Bahnen geschmissen, daß ich diese beiden Reliquien par excellance [sic] habe!”2 Wie vertraut das private Verhältnis war, zeigt sich daran, dass Martha Ruben eigens von Wien nach Leipzig kam, um gemeinsam mit Regers Schüler Paul Aron während Elsa Regers Klinik- und Kuraufenthalt von Februar bis Juli 1908 den Haushalt in Leipzigzu führen. Martha Rubens Aufgabe war es vor allem, sich um die Adoptivtochter Christa zu kümmern. Sie selbst sah darüber hinaus ihre Rolle als “Erg. Sr. Exzellenz Famulus. M.R.”.3Von der zwanglosen Atmosphäre kündet der scherzhafte Ton in einigen Briefen (vgl. hierzu Hans-Joachim Rothe, “Fünf unveröffentlichte Briefe Max Regers und seine Leipziger Zeit”, in Beiträge zur Musikwissenschaft 8. Jg. (1966). Nr. 3/4, S. 289–301) sowie eine Anfang April 1908 entstandene Fotoserie, die Martha Ruben von Reger anfertigte.4 Sie zeigt den gelöst und verschmitzt wirkenden Komponisten in seinem Arbeitszimmer. Eines der Fotos ist mit einer Widmung an die Fotografin versehen.

Max Reger. 1908 – Fotoabzug im Max-Reger-Institut, Karlsruhe.
Max Reger. 1908 – Fotoabzug im Max-Reger-Institut, Karlsruhe.

Bereits 1907 hatte Reger dem unverheirateten “Fräulein Martha Ruben” das Lied Neue Fülle op. 104 Nr. 1 gewidmet, das ein erotisches Gedicht von Stefan Zweig vertont. Wohl als Dank für die Haushaltsführung schenkte er ihr zudem die 1904 ursprünglich für die Süddeutschen Monatshefte erstellte Stichvorlage des ebenfalls anspielungsreichen Minnelieds (1905 als op. 76 Nr. 21 veröffentlicht). Wie Fritz Stein kolportiert, kam es schließlich “zu einem gewaltigen Krach […], als einmal Fräulein Ruben, während Frau Reger verreist war, Reger beim Kopfwaschen half, und darüber eine gewaltige Eifersuchts-Szene zwischen Fräulein Ruben und Frau Reger losbrach, worauf Fräulein Ruben aus Leipzig verschwand”.5 Dennoch verbrachten die Familien Reger und Ruben im August/September 1908 gemeinsame Ferien in Berchtesgaden. Hier scheint die Anekdote nochmals Tischgespräch gewesen zu sein, denn Reger entschuldigte sich brieflich bei den Eltern Ruben für den “manierlos[en] […] Stein”6. Da in Regers Korrespondenz mit Martha Ruben aber kein Wort über den Vorfall verloren wird, könnte es sich auch um eine Übertreibung gehandelt haben.

Reger schenkte Martha Ruben mehrere Autographe, so Fragmente und Entwürfe zum 3. Satz des Violinkonzerts A-dur op. 101, zur Bläserserenade WoO I/9, zum ersten Teil des 100. Psalms op. 106 sowie zur Nr. 3 aus den Drei Duetten für Sopran und Alt mit Klavierbegleitung op. 111a, für die Martha Ruben den vertonten Text aus der Zeitschrift Simplizissimus ausgesucht hatte (vgl. Brief von Reger an Martha Ruben vom 20. September 1908. Max-Reger-Institut).


1
Brief Regers an Karl Ruben vom 14. April 1908, Max-Reger-Institut Eps. 343.
2
Brief vom 23. Mai 1908 an das Ehepaar Ruben, Max-Reger-Institut, Karlsruhe, Signatur: Ep. Ms. 344.
3
Postkarte Martha Rubens vom 22. Februar 1908 an Karl Straube, zitiert nach Max Reger: Briefe an Karl Straube, hrsg. von Susanne Popp, Bonn 1986 (=Veröffentlichungen des Max-Reger-Institutes/Elsa-Reger-Stiftung Bd. 10), S. 147.
4
Vgl. Matthias Hermann (Hrsg.) Sichten auf Max Reger und seinen Schüler Paul Aron. Mit Korrespondenz des Ehepaars Reger und Aron , Baden-Baden 2020 (=Dresdnder Schriften zur Musik Bd. 8), S. 111ff.
5
Brief Fritz Steins vom 25. Mai 1955 an Ottmar Schreiber, Max-Reger-Institut, Karlsruhe.
Object reference

Martha Ruben, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_pers_00179.html, version 4.0, 18th December 2025.

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