Weiden, 2nd February 1900

Max Reger to Gustav Beckmann

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Letter
Date
2nd February 1900 (source)
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Weiden
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Only known from: Transcript, Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe | Ep. As. 3


Senders
  • Max Reger
Recipients

Incipit
Verehrtester Herr Beckmann!
Ihren freundlichen Brief erhielt ich gestern und beeile […]

Regesta
bittet, die von Aibl zugesandten Werke zu rezensieren • erkundigt sich nach dem Erhalt der Bunten Blätter op. 36 • kündigt die Sieben geistlichen Volkslieder [WoO VI/14] und die Zwölf deutschen geistliche Gesänge [WoO VI/13] an, die in einem halben Jahr bei Aibl erscheinen sollen; »Die Melodien und Texte besorgte mir Herr K. Straube« • bekundet, gerade keine Zeit für »Pedaletuden« zu haben • gesteht, pädagogisch unbegabt zu sein, da er »jeden Begriff für Schwierigkeiten und Schwierigkeitsgrade verloren« habe • bittet um Verwendung seiner Werke im Unterricht • hat bereits drei seiner Trios für Orgel vollendet • bittet den E., seine Werke in der Westfälischen Zeitung zu besprechen • beklagt sich, dass sein Klavier noch nicht angekommen sei • hofft, Phantasie und Fuge über B-A-C-H bis Ende Februar vollendet zu haben • stellt dem E. die Widmung eines Werkes in Aussicht • kündigt die Zusendung der bald erscheinenden Choralphantasien op. 40 an • ist unzufrieden mit seinem momentanen Arbeitstempo • ist gerade mit Kopieren beschäftigt, da er keinen Kopisten zur Hand habe • beklagt sich, in Bayern nicht Fuß fassen zu können • bittet um Zusendung von Kritiken • beklagt sich, dass seine Orgelwerke mangels geeigneter Instrumente Im Regierungsbezirk Oberpfalz nicht aufgeführt würden • freut sich über die positive Besprechung einiger seiner Werke in der Neuen Musikzeitung • kündigt Zusendung der Sieben Männerchöre op. 38 für Ende Februar an
Remarks

die Sieben geistlichen Volkslieder (WoO VI/14) und die Zwölf deutschen geistliche Gesänge (WoO VI/13) erschienen schließlich im September 1900; Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 erschien im Oktober 1900 (jeweils bei Aibl)


Publications

Neue Musik-Zeitung 46/14 (1925), S. 329

Max Reger-Brevier, hrsg. von Adolf Spemann, Stuttgart 1923, S. 120

1.

Weiden, 2. Februar 1900.

2.

Verehrtester Herr Beckmann! Ihren freundlichen Brief erhielt ich gestern und beeile mich selben zu beantworten; ich erhielt von Herrn Aibl Nachricht‚ dass er Ihnen meine opera 22, 23, 28, 31, op. 32, 35, 37 u. je 1 Part. der Volkslieder [WoO VI/6, 8, 10 und/oder 11] gesandt hat! Bitte, besprechen Sie diese Sendung auch nach und nach; von den Liedern bitte einige per Namen nennen. Haben Sie denn mein op 36 (Bunte Blätter, 9 kleine Klavierstücke) nicht erhalten? Sie schrieben nur von 4händigen op 34 und dem Wiegenlied [WoO VII/19]; weiss, aber genau, dass ich op 36 Ihnen zu op 34 packte. Bitte, darüber Nachricht
Wegen der geistlichen Gesänge: ich habe zwei Sammlungen gemacht. 1. Sieben geistliche Volkslieder für gemischten Chor [WoO VI/14] (Ihnen und dem ev. Kirchenchor zu Essen zugeeignet.) 2. Deutsche geistliche Gesänge [WoO VI/13] (dem Kirchenchor zu Straube-Briefe zugeeignet!) Die Melodien und Texte besorgte mir Herr K. Straube. Beide Sammlungen werden bei Aibl in München erscheinen; allerdings dauert es mindestens noch ½ Jahr!
Für Pedaletuden [RWV Anh. B10] hätte ich selbst jetzt wenig Zeit; ich mache Sie im Voraus aufmerksam‚ dass meine pädagogischen Talente gleich 0 sind; ich habe jeden Begriff für Schwierigkeit und Schwierigkeitsgrade verloren. Das Anordnen müssten also Sie besorgen, während ich die mir gesandten „Pedalformen“ zu Etüden verarbeitete!
Wenn Sie im Herbst nach dem Süden gehen, so können Sie ja ev. über Weiden (an der Bahnstrecke München–RegensburgHof‚ zwischen Regensburg und Hof gelegen) fahren und ein paar Tage hier zubringen‚ was mich sehr freuen würde.
Bitte, lassen Sie beim Unterricht recht viel (2 und 4händiges) von mir spielen und geben Sie Ihren Schülern genau den Verleger (Aibl Verlag in München) an.
Nun habe von einer kleinen Sammlung (circa 20 Druckseiten!) Orgeltrios [op. 47] schon 3 fertig in den letzten Tagen; 1) Canon‚ 2) Gigue‚ 3) Fuge; diese Stücke sind bedeutend leichter; Pedal natürlich immer obligat; wozu hat man denn „Beene“? Nicht wahr, Sie besprechen alles in Rhein. Westfälischer Zeitung? Ich sende Ihnen in Zukunft alles zu; nehmen Sie besten Dank im Voraus und seien Sie nicht böse, wenn ich Sie bitte, mir jedesmal eine Nummer der Besprechungen zu senden.
Mein Flügel ist leider noch nicht da; ich habe gestern mal Brief hingejagt[,] warum er so lange ausbleibt; ich hoffe sodann die Phantasie und Fuge über BACH [op. 46] (Rheinberger gewidmet) bis in Ende Februar sicher vollendet zu haben; das nächste wird dann Ihnen dediciert.
Meine demnächst erscheinenden Orgelfantasien Op 40 a u. b dürften Ihnen gefallen; sende sie Ihnen sofort.
Obwohl ich jeden Tag von 9 Uhr vormittags bis abends 5 Uhr mit ½ Stunde Pause zum Mittagessen am Schreibtisch sitze und mir die Arbeit – wie man sagt – aus der Hand geht, so geht es mir doch zu langsam! Stunden gebe ich hier gar keine; aber manche der Arbeiten halten sehr auf; z.B. jetzt von den 2 Sammlungen so gegen 90 Stimmen schreiben für den Druck; hier ist kein Copist; also muss man alles mehreremals selbst schreiben.
In Nürnberg ist dieses Jahr ein Musikfest; es findet da auch ein Kirchenconcert statt; ich habe alles versucht, dass da ein Orgelwerk von mir zur Aufführung kommt; allein, wie es scheint, vergebens! In Bayern lässt man keinen aufkommen so leicht, der nicht in München an der Akademie war; ausserdem den Zorn der Herren, dass Aibl von mir alles druckt und von ihnen nichts. Und es wäre so bequem doch, in München selbst! Sie glauben nicht, welchen Hochmut solch verschiedene Herren, die bei genauerer Betrachtung oft gar nichts können, entwickeln! Ich könnte Ihnen da mehrere Namen sagen!
In dieser Woche sollte ja, wie Sie schreiben, wieder in Rheinisch-Westfälischer Zeitung eine Kritik kommen. Bitte senden Sie mir selbe, und besten Dank in Voraus.
Wenn ich nun einige noch dringendere Arbeiten vollendet habe, gehe ich auch über grössere Sachen! Nur macht es eben hier ohne Copisten grössere Arbeit.
Es ist ein Elend; im ganzen Regierungsbezirk Oberpfalz, in welchem ja Weiden liegt, steht nicht eine einigermassen anständige Orgel! Selbst in München‚ Nürnberg sind gute Orgeln selten; in Folge dessen und wegen der schlechten Bezahlung thun die Organisten auch nichts — und so ist es recht traurig. Natürlich werden meine Orgelsachen da nie gespielt! Aber dagegen kann man nichts machen.
Heute brachte Neue Musikzeitung (Stuttgart, Grüninger) in No 3 sehr nette Besprechungen meiner opera 30, 33, 37, 35; leider etwas kurz!
In nächster Zeit (Ende Februar) erhalten Sie mein Op. 38 Sieben Männerchöre.
Nun ist’s Zeit zum Schliessen; heute gehe ein bisschen spazieren, da es zu schön ist.
Nehmen Sie für alles, was Sie für mich thun meinen herzlichsten Dank entgegen und mit den besten Grüssen Ihr aufrichtigst ergebenster
Max Reger

Bitte‚ zu Gelegenheit mir mittheilen zu wollen‚ ob Sie op. 36 haben; ich sandte es Ihnen. Bitte um Zusendung der Kritiken. Besten Dank im Voraus! Vergessen Sie beim Unterricht nicht meine opera 20, 22, 32, 34 u. 36! Herzlichste Grüsse!

Object reference

Max Reger to Gustav Beckmann, Weiden, 2nd February 1900, in: Reger-Werkausgabe, www.reger-werkausgabe.de/mri_postObj_01000081.html, last check: 27th July 2024.

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